Neumärkische Orte

Zusammengestellt von Daniela Pannicke [1], Angelika Ende [2]

 

1. Landsberg/Warthe [1]
2. Die Umgebung von Landsberg/Warthe [1]
3. Die Geschichte von Driesen [1]
4. Soldin [1]
5. Die Umgebung von Soldin [1]
6. Berlinchen [1]
7. Lotzen [3]

1. Landsberg/Warthe (Gorzow Wlkp.)

Quelle: u.a. Lüderitz, Jörg - Die Neumark entdecken

Es gibt sogar Hinweise auf eine vorgeschichtliche Siedlung. Im Jahre 1257 wurde die Stadt gegründet. Sie sollte zu einem Bollwerk gegen die polnische Grenzfestung Zantoch, das nur wenige Kilometer entfernt lag, gemacht werden. Bereits im 14. Jh. war die schön gelegene Stadt Mittelpunkt der Region.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt stark zerstört, die Bevölkerung litt Hunger und Not. Das Tuchmachergewerbe und der Wollhandel brachten im 18. Jh. den wirtschaftlichen Aufschwung. 1857 wurde die Stadt mit der Eisenbahn an Berlin angebunden.

Die Reste der Stadtmauer sowie die Marienkirche aus dem 13. Jh. sind heute noch bauliche Highlights.

 

2. Die Umgebung von Landsberg/Warthe

Quelle : Urzad Miejski w Gorzowie Wlkp

Gemeinde Dechsel (Deszczno)

südlich von Landsberg/Warthe

Die Gemeinde Dechsel liegt im alten Eberswalder-Thorner Flusstal und umfasst das Gebiet von 168 km2. Die Landschaft ist von großen Warthewiesen geprägt. Die erste Erwähnung in Schriftquellen stammt aus dem 14. Jh. In der Geschichte der Region ist die Warthe von großer Bedeutung. Die heutige Gemeinde Dechsel umfasst 21 Dörfer und hat einen land- und forstwirtschaftlichen Charakter.

In Berkenwerder (Brzozowiec), einem Ort der Gemeinde, wurde 1618 zwischen Polen und Brandenburg ein Vertrag über Schifffahrt auf den Flüssen Warthe und Oder abgeschlossen.

In Borkow (Borek) befindet sich noch heute eine barocke Herz Jesu Christi Kirche aus der ersten Hälfte des 18. Jh. mit einer Renaissanceglocke aus dem Jahre 1596. In der Umgebung des Dorfes gibt es viele Naturdenkmäler zwischen den Dämmen des Warthe-Naturschutzgebietes.

In Dechsel (Deszczno) wurde ein Schatz aus der jüngeren Eisenzeit ( ca,. 1900 v. Chr.), der aus Schmuck und damals benutzten Waffen bestand, gefunden.

 

Gemeinde Zantoch (Santok)

östl. von Landsberg/Warthe

Die Gemeinde Zantoch hat heute die Fläche von 168 km2 und liegt entlang der beiden Flüsse Warthe und Netze. Es ist eine malerische Lage mit sehr unterschiedlichen Landschaften. Pilze und Waldfrüchte finden sich in großer Zahl. Wildtiere und Vögel sind auf den großen Wiesenflächen der fischreichen Warthe beheimatet.. Fischreiher, Kraniche, Schwäne, Wildenten und -gänse sowie Kormorane können bewundert werden.

Zantoch (Santok) ist eine der ältesten Ortschaften und wurde 1097 gegründet. Durch seine besonderer geografische Lage zwischen Pommern, Polen und Brandenburg- es war Sitz des Kastellans- wurde der Ort zu einem wichtigen wirtschaftlichen, politischen, militärischen und religiösem Zentrum für das Gebiet des Warthe- und Netzetals. Mit Zantoch ist die Mission des Heiligen Otto verbunden, dessen Reliquie in der hiesigen Kirche beherbergt wird. Man findet die St. Josephskirche mit Kruzifix aus dem 16. Jh. Im Museum der Burg befinden sich hochinteressante Funde aus den auf der Burg Zantoch ausgeführten Ausgrabungen.

In Gralow (Gralewo) befindet sich eine Fachwerkkirche mit einer Renaissanceskulptur

In Jahnsfelde (Janczewo) sieht man eine Fachwerkkirche mit barocker Innenaustattung

Gemeinde Düringshof (Bogdaniec)

westl. von Landsberg/Warthe

Die Gemeinde Düringshof liegt an der wichtigsten Verkehrsstraße zwischen Berlin und Königsberg/Opr.. Sie hat eine Fläche von 112 km2 und umfasst heute 21 Dörfer - der landwirtschaftliche Charakter ist stark ausgeprägt. Der nördliche Teil der Gemeinde erinnert an die mythologische von Waldgeistern bevölkerte Berglandschaft. Der südliche Teil liegt im Urtal der Warthe und ist durch weite Ebenen und zahlreiche Kanäle, die fruchtbare Felder durchziehen, Holland ähnlich. Die Gemeinde ist reich an Erdöl und Erdgas.

Das Dorf Düringshof (Bogdaniec) wurde im Jahre 1768 am Rande des Warthebruchs gegründet. Anfangs wohnten hier vor allem Ansiedler aus Mitteldeutschland und aus Polen.

Stennewitz (Stanowice) mit Schloß und Park aus dem Jahre 1771 und der Kirche mit dem Fachwerkturm sowie das Dorf Ratzdorf (Raclaw)

sind sehr alte Ansiedlungen und wurden bereits 1300 erwähnt. Charakteristisch für Ratzdorf ist die ovale mittelalterliche Stadtplanung.

Gemeinde Kladow (Klodawa)

nördl. von Landsberg/Warthe

Ein wasser- und waldreiches Gebiet mit einer Fläche von 240 km2.

 

3. Zur Geschichte der Stadt Driesen

Quelle: Rundbrief des Heimatkreis Friedeberg 1999/49

Schon früh entstand hier an einem nach Norden geöffneten Bogen der Netze neben einer Burg ein wendischer Flecken. Die Polen, die den Ort eroberten, nannten ihn Drczen, was soviel wie Kern vom Nadelholze bedeutet. Driesen war lange Zeit hindurch der Zankapfel zwischen Brandenburg und Polen, bis es Markgraf Waldemar 1315 dem Brandenburgischen Besitze angliederte. In den Jahren 1601 und 1602 wurde die Stadt mit Festungswerken versehen. Im 30-jährigen Krieg bemächtigten sich kaiserliche Truppen der Festung. 1637 brannten die Schweden einen Teil der Stadt nieder. 1758 verdrängten die Russen die schwach besetzten Preußen aus der Festung und hielten sie bis 1762 besetzt. Die Bürger verarmten durch die unaufhörlichen Einquartierungen und Zwangslieferungen vollständig, so dass sie zum größten Teil die Stadt entweder verließen oder dem Hungertod nah waren. Bei der Regulierung des Netzelaufes wurde dem Strom 2 km nördlich von Driesen ein neues Bett zugewiesen. Die alte Netze wurde oberhalb abgedämmt und Driesen somit an einen toten Arm versetzt. Dennoch brachten die Entwässerung des Bruches und die günstige Lage nicht weit von der sich bald belebenden Schifffahrtsstraße der Stadt lebhafte Industrie.

Während der kriegerischen Ereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde indessen Driesen ebenso hart mitgenommen wie Friedeberg, so dass Stadt und Bürger in Schulden gerieten und verarmten. Aber die günstige Lage Driesens, die Ende des 19. Jh. noch durch die Erbauung der Ostbahn eine Verbesserung erfuhr, trug bald wieder zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

 

4. Soldin

Quelle: Urzedu Miasta w Mysliborz

Vom östlichen Ufer des Soldiner Sees(614 ha) - vom Kahlberg aus - hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung : der See mit seinen Buchten und Halbinseln vom Westen, Felder im Norden, Osten und Süden. Im Süden kann man Soldin sehen. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich an der Burg die Siedlung und das Fischereidorf "Soltyn". 1234 erwarb der Templerorden den See mit Umland und gründete einen Wirtschaftshof. 1261 wurde dieser Besitz an die Brandenburgische Marggrafen abgetreten. Durch stetige Entwicklung wurde Soldin zwischen 1298 und 1537 zur Hauptstadt der Neumark. Gerichtssitzungen, Adelstagungen und Jahrmärkte fanden statt, Münzen wurden hier geprägt und in der gesamten Neumark galt die Soldiner Waage und das Soldiner Maß. 1433 wurde die Stadt von den Hussiten zerstört. 1535 wurde Küstrin Hauptstadt und löste somit Soldin in seiner Rolle ab. Seit 1816 war Soldin brandenburgische Kreisstadt.

Die Stadt heißt heute Mysliborz und hat ihr mittelalterliches Städtebausystem mit zahlreichen Denkmälern erhalten: Bauwerke wie der Dom aus dem 14. Jh. , das Rathaus aus dem 18. Jh. , Jerusalemskapelle von 1514, das Dominikanerkloster aus dem 13. Jh., Fragmente der Stadtmauer und Stadttore.

5. Umgebung von Soldin

Quelle: u.a. Lüderitz, Jörg - Die Neumark entdecken

Nördlich von Soldin liegen einige Dörfer entlang des Soldiner Sees in einem sehr waldreichen Gebiet: Zollen (Czolnow), Eichwerder (Dabrowa), Kerkow (Kierzkow), Rufen (Row) mit seiner hübschen Kirche. Weiterhin findet man Schildberg (Golenice) mit dem großen Gut und der sehr alten Kirche, Simonsdorf (Kruszwin), Wilhelmsburg (Listomie). Weiter nördlich liegt Rehnitz (Renice) mit einem Schloß und Park.

In der östlich gelegenen hügeligen Landschaft liegen Brügge (Lawy), Neuenburg (Nowogrodek) und Schöneberg (Trzcinna)

Südlich von Soldin finden sich Werbelitz (Wierzbnica), Liebenfelde (Nawrocko) mit dem Gutspark, Rostin (Roscin) mit einer alten Feldsteinkirche., das Naturdenkmal Klicksetin, Kuhdamm (Pszczelnik) mit einzelnen Bauernhöfen, das im Wald gelegene Woltersdorf (Dalsze) und Griesenfelde (Gryzyno).

 

6. Berlinchen (Barlinek)

Quelle: u.a. Lüderitz, Jörg - Die Neumark entdecken

Berlinchen wurde im Jahre 1278 als Stadt Neu-Berlin gegründet. Der Ort wurde stark befestigt und sollte wohl die nordöstlichste Grenze die Neumark gegen die Pommern besser sichern. Erste Siedler waren -nach unterschiedlichen Quellen - Berliner.. Die Stadt litt in den nachfolgenden Jahrhunderten stark an Seuchen, Hungersnöten und Kriegen. Im Dreissigjährigen Krieg wurde die Stadt fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht und als die Russen 1758 einfielen war die Blütezeit der Stadt völlig vorbei. Fischreiche Seen und fruchtbare Felder trugen zur Erholung bei. Neben der Landwirtschaft etablierte sich der Holzhandel, das Tuchmachergewerbe und eine Vielzahl weiterer Gewerbe. Der Gänseliesel-Brunnen von 1912 und die Stadtmauer sind auch heute noch erhalten.

 

7.Lotzen

Quelle: "Landsberg an der Warthe 1257 - 1945" von Hans Beske und Ernst Handke, erschienen 1976 im Verlag Ernst und Werner Gieseking/Bielefeld

Der Name Lotzen tritt bereits im Jahre 1300 in der Grenzbeschreibung des Klosters Himmelstädt als Flurname in der Form "Lozsten" auf, ebenso 1548 als "Lottstein". Die Glashütte in Lotzen hat 1745 der damalige Besitzer der Tornower Hütte, George Zimmermann, als Ersatz für eine ihm gehörige verbrannte Hütte in der Kurmark errichtet. Für diese Anlage waren dem Glasermeister der sogenannte Lootzen und das Berkenbruch, sumpfige Waldstücke von rund 550 Morgen, zur Verfügung gestellt worden. Er erhielt das recht, "wegen der zur Glasarbeit erforderlichen Asche die abstehenden Buchen, Rüstern und Linden" allein zu nutzen. Ferner durfte er 15 bis 16 Kühe halten, für den Bedarf der Hütte Bier brauen und Branntwein brennen und ein Bet- und Schulhaus auf eigene Kosten erbauen. Der Betrieb entwickelte sich gut. Allein im Jahre 1749 lieferte er über 120000 Flaschen, vor allem nach Berlin und Königsberg; im nächsten Jahr waren es sogar fast 250000 Stück. Im Siebenjährigen Kriege teilte er das Geschick aller anderen neumärkischen Hütten, wurde 1758 von den Russen verbrannt und konnte erst 1762 wiederaufgebaut werden.
Inzwischen hatte sich auch diese Hüttensiedlung zu einem richtigen Dorfe entwickelt. Neben dem Meisterwohnhaus mit zwei Scheunen und zwei Ställen gab es 36 Wohnhäuser, von denen 15 für die Glasmacher und je eins für Schulmeister und Hirten unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. 1767 übernahm der Amtsrat Gülle die Glashütte und erhielt bei dieser Gelegenheit den erbetenen Titel Kriegsrat, natürlich gegen entsprechende Bezahlung. 1773 zerstörte ein heftiges Feuer die Hütte völlig. Um die aus Böhmen und Sachsen gerade neu eingestellten Glasarbeiter nicht untätig werden zu lassen, richtete Gülle für die Zwischenzeit einen fliegenden Glasofenbetrieb bei Briesenhorst ein, wozu ihm das nötige Holz vom Förster Kaplick aus dem Staffeldeschen Revier angewiesen wurde. Im Herbst war jedoch die Hütte in Lotzen wieder betriebsfähig; die Steine für den Neubau hatte die Heinersdorfer Ziegelei geliefert, das benötigte Eisen die Hammerwerke an der Zanze.
Gleichzeitig mit der Tornower Hütte wurde 1785 auch die in Lotzen eingestellt. Die beier Hütte und dem dazugehörigen Himmelstädter Gutsvorwerk beschäftigten Arbeiter erhielten im Jahre 1801 je vier Morgen Land und zwei Morgen Wiesen westlich des Lotzener Fließes; so entstand das Dorf mit 33 Büdnerstellen. Die alte Hüttenkirche vom Jahre 1780 wurde 1913 erneuert.